Artikel in der Aachener Zeitung anlaesslich meines 70. Geburtstages:

Berger und Malangré im Fresko

Aachen. Schauen Sie genau hin, beide sind doch noch im Rathaus präsent: Der eine ging zwar schon im Oktober 1989 «in Pension», der andere war noch bis September '95 Oberstadtdirektor von Aachen. Was eigentlich nur Insider und Leseratten wissen, Kurt Malangré und Dr. Heiner Berger gehören zu den Aachener Bürgern, die Kaiser Friedrich I. im Jahre 1171 schworen, binnen vier Jahren eine Stadtmauer um Aachen zu errichten und sich besser zu schützen. Besser gesagt: Sie wurden dazu gemacht. Bei einer Restaurierung im Rathaus in den späten 70er Jahren hat man die von Professor Albert Baur ab 1898 gemalten großflächigen Fresken gründlich restauriert - und ein wenig «modernisiert». Die Porträts der beiden damaligen Lenker der Stadt wurden in das große farbenfrohe Bild integriert... Wer will, kann nachsehen: Das Gemälde mit der Schwurszene schmückt den großen Rundbogen auf der linken Treppenseite direkt vor dem Eingang zum Krönungssaal des Rathauses. (rub)

«Gemütlicher Unruhestand» hält Dr. Heiner Berger auch mit 70 jung und fit

Aachen. Ein Wiedersehen nach Jahren. Doch auch in seinem Haus in Laurensberg ist der erste Eindruck der gleiche wie früher im Rathaus. Korrekt gekleidet, trotz der großen Hitze mit Krawatte und Sakko, ein peinlich genau aufgeräumter (Schreib-)Tisch, ein nettes Lächeln und ganz viel Höflichkeit. Dr. Heiner Berger, 20 Jahre lang bis 1995 Oberstadtdirektor von Aachen, lächelt, als er über seinen Geburtstag am Sonntag erzählt: «Zuerst werden wir im kleinen Familienkreis feiern. Meine fünf Brüder wollen kommen, alles in allem werden wir rund 30 Personen sein. Der Empfang im etwas größeren Stil ist am Sonntag», sagt der promovierte Jurist, der immer noch im Aachener Rathaus präsent ist - und zwar an bemerkenswerter Stelle: Ein Bildnis von ihm und Oberbürgermeister Kurt Malangré, das die beiden als schwörende Aachener im Jahre 1171 zeigt, ist kurz vor dem Krönungssaal zu sehen... 70 Jahre wird Berger am Sonntag alt, und obwohl schon fast acht Jahre in Pension, hat er immer noch einen dicht gedrängten Terminkalender. Dicht gedrängt für normale Maßstäbe, denn im Vergleich zu seiner Amtszeit sei jetzt «viel mehr Ruhe» eingekehrt. Viele Leute können es von früher bestätigen. Selbst wer abends nach 21 Uhr im Rathaus seine Nummer wählte, erlebte es immer wieder: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde der Hörer abgenommen, und die markante Stimme Bergers meldete sich. «Ich habe immer mit dem Glockenschlag um 7.30 Uhr mit der Arbeit angefangen und oft erst nach 22 Uhr aufgehört», erinnert sich Berger und schränkt sofort ein: «Die lange tägliche Arbeitszeit hing allerdings nicht mit übermäßigem Fleiß zusammen. Sofort, als ich im Jahre 1975 in Aachen anfing, hatte ich auch noch einige andere Spitzenstellungen in Nordrhein-Westfalen. Also musste ich sehr oft unterwegs sein. Was ich am Tage nicht an meinem Aachener Schreibtisch geschafft habe, erledigte ich dann abends.» Mit Schmunzeln erinnert er sich an frühere Zeiten. Handys, die heute die Menschen jederzeit erreichbar machen, gab es noch nicht. Ein Autotelefon, halb so groß wie der Kofferraum eines Wagens, hatten allerdings Spitzenbeamte auch damals schon. Erreichbar war Berger immer - für diejenigen, die die Nummer kannten... Egal ob in seiner Position als Oberstadtdirektor, als zweimaliger Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Städtetages oder als Mitglied des Präsidiums des deutschen Städtetages, um aus einer großen Vielzahl der Funktionen nur drei zu nennen. Trotz aller Kontinuität, einige Dinge sind anders als früher: Treffen mit dem ehemaligen Kölner Regierungspräsidenten Dr. Franz-Josef Antwerpes finden zum Beispiel jetzt regelmäßig auf privater Ebene statt. «Er ist ein enger Freund geworden», sagt Berger und setzt hinzu: «Und das, obwohl ich früher manchen Streit mit ihm ausgefochten habe.» Tennisspiele mit dem ehemaligen Stadtkämmerer Dr. Manfred Fuchs finden auch noch immer statt - einmal pro Woche seit genau 28 Jahren. Ebenso gibt die Jagd Berger immer noch Ruhe und Entspannung. «Schöne Stunden in der Eifel», wie er sagt. Doch völlige Ruhe ist auch heute für ihn noch eher selten. «Wenn ich Zeit habe, beschäftige ich mich tagsüber gerne mit dem deutschen Aktienmarkt. Abends setze ich mich an meinen Computer und schreibe Erinnerungen über .Highlights des Aachener Lebens'.» Übrigens, seine Kenntnisse über Computer hat Berger sich erst nach seinem 60. Geburtstag angeeignet... Von Joachim Rubner