Der Ex-Stadtdirektor ist politisch noch aktiv
Eigentlich finde ich die 75 gar nicht so spannend. Deshalb wird auch nicht gross gefeiert». Dr.
Heiner Berger, letzter Oberstadtdirektor Aachens, wird am Sonntag 75 Jahre alt.
Nicht gross gefeiert», das ist ein wenig untertrieben. Der CDU-Politiker
verbindet seinen Jubeltag mit dem jährlichen Besuchstag. Sein Sohn, seine
Tochter und seine fünf Brüder reisen bereits heute nach Laurensberg
und bevölkern mit Anhang, will heissen Ehegesponse, Kindern und Enkeln,
Bergers Haus. 32 Personen sind's dann, die kommen. Untergebracht werden sie in
einem Hotel. Und Ehefrau Mechthild hat jede Menge zu tun.
Vor 13 Jahren verliess Berger nach 20-jähriger Amtszeit die Kommandobrücke
der Stadt. Seither ist Berger ein aufmerksamer und engagierter Beobachter der
politischen Szene Aachens. Und dabei auch aktiv. Er ist im Kreisvorstand der
CDU, seit Oktober vergangenen Jahres führt er die Senioren-Union.
«Ich will erreichen, dass die Senioren nicht belächelt sondern
politisch ernst genommen werden.» Berger ist klar, dass das derzeitige
Rentensystem von innen heraus nicht mehr zu reformieren ist. Er bevorzugt das
System, das von Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) entwickelt wurde und
sich stark ans Schweizer Modell anlehnt.
Kurz nachdem Berger in den Ruhestand ging, wurden in Nordrhein-Westfalen und
Niedersachsen, den beiden Flächenländern mit einer Doppelspitze an der
Stadt, die Gesetze geändert. Seither ist der Oberbürgermeister
gleichzeitig Verwaltungschef. «Das hat sich bewährt», stellt
der ehemalige Oberstadtdirektor fest. Der Bürger könne nun den
bestimmenden OB auch in die Pflicht nehmen, «vorher war seine Aufgabe nur
repräsentativ». Seinem «Nachfolger» Jürgen Linden
zollt Berger grossen Respekt. «Herr Linden hat für Aachen viel
erreicht, das bewundere ich.»
Der ehedem höchste städtische Beamte ist bescheiden, aber das heisst
nicht, dass er sein Licht unter den Scheffel stellt. Die Haushaltssituation sei
während seiner Amtszeit in Ordnung gewesen, 40 Millionen Mark seien jährlich
für Strassen und Kanalisation ausgegeben worden, Fussgängerzonen
entstanden, der Katschhof wurde autofrei. Das Eurogress wurde gebaut, das
Rathaus bekam seine zwei Türmchen. «Und mit der RWTH wurde der
Vertrag zur Hochschulerweiterung unterzeichnet.»